Gesundheitsblog Juli 2019
Tattoos – Körperkunst, die unter die Haut geht
Das Tätowieren zählt zu den ältesten Kunstformen der Menschheit und wird seit vielen tausend Jahren überall auf der Welt praktiziert: Sowohl auf Mumien aus dem alten Ägypten als auch auf den Überresten des mehr als 5000 Jahre alten „Ötzi“ aus Südtirol lassen sich Spuren von Tätowierungen nachweisen. Heutzutage gilt die Körperkunst als Ausdruck von Individualität und Spiegel der Persönlichkeit. Doch gar nicht so selten folgen auf das kunstvolle Stechen ernsthafte Komplikationen, die entweder unmittelbar oder auch nach Jahrzehnten noch für Gesundheitsbeschwerden sorgen können.
Nachbehandlung
Viele Tätowierer decken ihr neues Kunstwerk gerne luftdicht mit Frischhaltefolie ab. Davon ist allerdings abzuraten, da sich darunter Feuchtigkeit und Wärme stauen und so eine feuchte Wundkammer entstehen kann.
Folgende Nachbehandlung hat sich dagegen bewährt:
- Waschen Sie sich äußerst gründlich die Hände oder verwenden Sie sterile Handschuhe bevor Sie das frisch gestochene Tattoo berühren.
- Tragen Sie eine dünne Schicht Wund- und Heilsalbe direkt auf das Tattoo auf. Dies beschleunigt den Heilungsprozess und verhindert ein erneutes Aufreißen der Wunde bei einem Verbands- oder Pflasterwechsel.
- Verwenden Sie ausschließlich trockenes, steriles und luftdurchlässiges Verbandsmaterial. Dieses sorgt dafür, dass Wundsekret aufgefangen wird und schützt die Wunde außerdem vor Kontakt mit Kleidung u. ä.
- Nach ein bis zwei Tagen kann das Verbandsmaterial entweder abgenommen werden oder, bei einem länger andauernden Heilungsprozess, entsprechend erneuert werden.
- Übrigens: Ein frisches Tattoo mag weder Besuche im Schwimmbad noch in der Sauna und auch keine ausgedehnten Sonnenbäder – damit sollte einige Wochen gewartet werden!
Farbe ist nicht gleich Farbe
Nach einer Tätowierung hat der Körper nicht nur mit der Verletzung der Haut zu kämpfen. Einige Tattoo-Farben enthalten hoch allergene Stoffe wie beispielsweise Nickel, Formaldehyd und gesundheitsbedenkliche Konservierungsmittel. Zudem verteilt sich etwa ein Drittel der Farbpigmente im Körper, was wiederum das Immunsystem auf den Plan ruft, das durch die anhaltende Auseinandersetzung mit den körperfremden Substanzen geschwächt wird. Auch die Wahl der Farbtöne ist nicht ganz unbedeutend: Besonders häufig werden allergische Reaktionen auf rote Tattoos beobachtet, dicht gefolgt von Blau und Violett. Schwarze Farbe wird dagegen meist besser vertragen.
Hygiene ist das A und O
Vor dem ersten Stich der Tattoo-Nadel sollte der professionelle Tätowierer ausführlich über mögliche Risiken, Komplikationen und die anschließende Wundpflege informieren. Sterile Nadeln und Instrumente sowie abwischbare Oberflächen und Liegen mit frischen Einwegtüchern sind ein absolutes Muss. Bei mangelnder Hygiene ist die Entzündungsgefahr sehr groß und es können lebensbedrohende Krankheiten wie HIV-, Hepatitis- und andere Infektionen übertragen werden. Deshalb sollte der Tätowierer auch nur sterile Einmal-Farbtuben verwenden, und das Wasser zum Verdünnen der Farben sollte ausschließlich aus sterilen Einwegpackungen stammen.
Komplikationen – und nun?
Ein Tattoo ist ein Kunstwerk, das seinen Besitzer bestenfalls ein Leben lang schmücken soll. Deshalb ist es umso wichtiger, bereits im Vorfeld alle gesundheitlichen Risiken genau zu betrachten und abzuwägen. Denn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, der sorgfältigen Wahl eines hygienisch einwandfreien Tattoo-Studios und einer umfassenden Wundnachbehandlung können Komplikationen auftreten. Dann sollte der Weg direkt zum Arzt führen, um die genauen Ursachen abzuklären und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Auf einen Blick
- Allergische Reaktionen und Probleme bei der Wundheilung sind nicht selten – vor allem unmittelbar nach dem Stechen.
- Tattoobedingte Infektionen wie Hepatitis, HIV, Allergien und chronische Krankheiten sind leider nicht auszuschließen – für Letzteres fehlen bislang noch Langzeitstudien.
- Etliche Tattoo-Farben gelten aufgrund möglicher Inhaltsstoffe als allergen, krebserregend und erbgutverändernd. Zudem führen sie zu einer Schwächung des körpereigenen Immunsystems.
- Die Kontrolle angewendeter Tattoo-Farben ist nur eingeschränkt bzw. gar nicht möglich, so dass oft weder der Tätowierer noch der Kunde wissen, welche Farbe ein Gesundheitsrisiko birgt.
- Sonnenlicht (UV-Strahlen) können die in der Haut liegenden Pigmente aktivieren, woraufhin sich diese erst recht in schädliche Abbauprodukte umwandeln.
- Das Gleiche gilt für Laserstrahlen, die beim Entfernen eines Tattoos eingesetzt werden.
- Bei bestehenden Erkrankungen ist es sinnvoll, sich im Vorfeld über eine Tätowierung und die anschließende Wundversorgung ärztlich beraten zu lassen, denn die Folgekosten für auftretende Komplikationen oder gar eine Tattoo-Entfernung muss der Tätowierte in der Regel selbst zahlen.